2011年7月30日 星期六

Zwischen Himmel und Erde: Ausgewählte Übersetzungen aus den Klassikern

Ubersetzt von Heiner Fruhauf
Ubersetzung ins Deutsche Markus Goeke

Das Qi der Erde steigt hinauf, das Qi des Himmels steigt herab. Auf diese Art und Weise reiben sich Yin und Yang aneinander und Himmel und Erde verschmelzen in wogender Umarmung. Wird diese Szenerie in Schwingung versetzt vom Donner, erregt von Regen und Wind, bewegt vom Fluss der vier Jahreszeiten und liebkost vom keimenden Licht der Sonne und des Mondes, dann werden die myriaden Vorgange und Wandlungen der Welt erweckt.

Aus: Buch der Riten (Li Ji), fl. 2. Jahrhundert v.u.Z.


Die runde Form unseres Kopfes bildet den Himmel nach. Die eckige Form unserer Fuse bildet die Erde nach. Der Himmel hat vier Jahreszeiten, funf Planetenbewegungen, die neun Abteilungen und die 366 Tage. Die Menschen folgen dem nach, indem sie vier Gliedmassen haben, funf Organsysteme, neun Offnungen und 366 Gelenke. Im Himmel gibt es Wind und Regen und Kalte und Sommerhitze, wahrend des Menschen Temperament gekennzeichnet ist durch Geben und Nehmen und Freude und Arger. Uberdies funktioniert unsere Gallenblase wie Wolken, die Lunge wie Nebel, die Leber wie Wind, die Niere wie Regen und die Milz wie Donner. All dies sind Manifestationen unserer Verbindung mit Himmel und Erde.

Aus: Die Huainan Meister (Huainanzi): ?Belehrungen zu Jing und Shen“ (Jing Shen Xun), fl. 120 v.u.Z.

Der Gelbe Kaiser sagte: ?Von alters her ist die Verbindung zum Himmel die Grundlage allen Lebens gewesen. Das Yin und Yang des Himmels (Mond und Sonne) sind der Urquell des Lebens. Alles was zwischen Himmel und Erde gelegen ist und umhullt wird von den sechs Richtungen – die neun Regionen der Erde oder die neun Offnungen des menschlichen Korpers oder die funf Organsysteme oder die zwolf Hauptgelenke – ist mit dem Qi des Himmels verbunden. Das Yin und Yang des Himmels erzeugt die funf evolutiven Phasen auf Erden, die mit den drei Yin-Qi und den drei Yang-Qi des Himmels korrespondieren. Wenn wir diese lebenswichtige Verbindung zwischen Himmel, Erde und Menschen ignorieren, riskieren wir, von pathologischen Einflussen verletzt zu werden. Dies ist das Hauptprinzip von Gesundheit und Langlebigkeit.

Aufgrund unserer vitalen Verbindung zum Himmel wird unser Geist ruhig, wenn das Firmament klar und blau ist. Wenn wir den Veranderungen folgen, die der Himmel bringt, wird unser Yang-Qi stabil und fest. Selbst wenn es pathologische Einflusse gibt, werden diese nicht in der Lage sein Schaden zu verursachen. Dies ist das forderliche Ergebnis wenn man dem energetischen Rhythmus der Jahreszeiten folgt. Daher kultiviert der Weise die Einheit von Jing und Shen, nimmt das himmlische Qi in sich auf und ist eng mit den Geheimnissen des Universums verbunden. Wenn wir uns gegen diese vitale Verbindung stellen, werden die neun Offnungen innerlich blockiert, die Muskelschicht verstopft auserlich und die Schutzwirkung unseres Wei Qi lost sich auf. Dies ware wahrlich ein Fall von Selbstschadigung und Schwachung unseres eigenen Qi.“

Aus: Des Gelben Kaisers Klassiker der Medizin (Huangdi Neijing), Einfache Fragen (Suwen): ?Diskurs daruber, in welcher Weise die menschliche Lebenskraft mit dem Himmel verbunden ist“ (Shengqi Tongtian Lun), fl. 100 v.u.Z.

Shaoshi sagte: ?Die Menschen sind mit Himmel und Erde verbunden und eng verflochten mit den Kreislaufen von Sonne und Mond. Bei Vollmond erhebt sich die Flut des Ozeans im Westen und in gleicher Weise reichert sich eines Menschen Blut und Qi an, Fleisch und Muskeln werden kraftig, das Haar wird uppig, die Poren schliesen fest und die schutzende Fettschicht der Haut ist reichlich vorhanden. Begegnet man zu dieser Zeit pathologischen Windeinflussen, konnen diese nicht sehr tief in den Korper eindringen. Zur Zeit des Neumondes jedoch erhebt sich die Flut des Ozeans im Osten und gleichermasen befinden sich Blut und Qi eines Menschen im Zustand des Mangels, das Abwehr-Qi entweicht und last den physischen Korper ungeschutzt zuruck, Fleisch und Muskeln verlieren an Masse, die Haut wird faltig, die Poren lockern sich, das Haar wird bruchig, die Venen der Hautschicht werden dunn und die schutzende Fettschicht nimmt ab. Begegnet man zu dieser Zeit pathologischen Windeinflussen, konnen sie tief eindringen und akutes und ernsthaftes Leid verursachen.

Aus: Des Gelben Kaisers Klassiker der Medizin (Huangdi Neijing), Magische Geheimnisse (Lingshu): ?Der Tau des Jahres“ (Sui Lu Lun), fl. 100 v.u.Z.

Die Menschen entstammen der unterhalb gelegenen Erde, erhalten jedoch ihren erzeugenden Impuls vom oberhalb gelegenen Himmel. Himmel und Erde verschmelzen ihr Qi und das Ergebnis wird Menschengeschlecht genannt. Fur eine Person, die in Harmonie mit den Jahreszeiten lebt sind Himmel und Erde wahrlich wie Vater und Mutter. Eine Person, die das Wirken der materiellen Welt versteht ist ein wahres Kind des Himmels. Der Himmel besitzt Yin und Yang (Mond und Sonne und die zwolf Gelenke des Firmamentes), wahrend die Menschen zwolf Hauptgelenke besitzen. Der Himmel besitzt Kalte und Sommerhitze, wahrend die Menschen Mangel und Fulle aufweisen.

Die Person, die die Umgestaltungsprozesse meistert, die durch Yin und Yang eingeleitet werden und die zwischen Himmel und Erde stattfinden wird nicht unter dem Einfluss der vier Jahreszeiten leiden. Eine Person, die die Geheimnisse der zwolf saisonalen Gelenke [Knoten] versteht, weis mit wissenschaftlicher Bestimmtheit und kann nicht zum Narren gehalten werden. Die Person, die die Veranderungen der acht saisonalen Winde zu deuten versteht kann sich den Uberwindungszyklus der funf evolutiven Phasen auf korrekte Weise zu nutze machen. Die Person, die die Prinzipien hinter Mangel und Fulle kennt ist wahrhaft hervorstechend.

Aus: Des Gelben Kaisers Klassiker der Medizin (Huangdi Neijing), Einfache Fragen (Suwen): ?Diskurs daruber, wie das Leben zu hegen und strahlende Gesundheit zu erreichen sind“ (Baoming Quanxing Lun), fl. 100 v.u.Z.

Der Weg des Himmels ist der Weg des Weisen – mit dem Augenblick zu fliesen, nicht zuruckgehalten von sozialen Konventionen und nicht den Pfand verlassend aufgrund der Meinung anderer Menschen. Himmel ist sein Vater, Erde ist seine Mutter, Yin und Yang sind seine Leitpfosten und die vier saisonalen Zeiten sind seine Orientierungspunkte.

Der Himmel ist rein aufgrund seiner Gelassenheit, die Erde ist in Frieden aufgrund ihres Stille Haltens – alles Lebendige, das gegen diese Prinzipien verstost kommt um, alles, das diese Prinzipien meistert und ihnen treu bleibt lebt. Was schweigsam ist wird zur Wohnstatt des erleuchtenden Geistes des Universums. Leere ist dort, wo das Dao wohnt. Es ist ublich fur Menschen, danach zu trachten, diese Wahrheit im Auseren zu leben, ohne sie im Inneren zu halten, oder sie im Inneren zu erfassen, aber nicht dieser Wahrheit gemas nach ausen hin zu leben. Dies ist der Beziehung zwischen der Wurzel und den Asten eines Baumes sehr ahnlich. Betrachtet man die Materie der Wurzel naher, so gibt es nicht einen einzigen der 1000 Aste und nicht ein einziges der 10.000 Blatter die es ihr nicht gleich taten. Unser Geist (Jingshen) ist folglich vom Himmel inspiriert, wahrend unsere korperliche Form uns von der Erde gegeben wurde.

Aus: Die Huainan Meister (Huainanzi): ?Belehrungen zu Jing und Shen“ (Jing Shen Xun), fl. 120 v.u.Z.

Die Menschen werden erzeugt, indem Himmel und Erde ihr Qi verschmelzen. Daher bestehen wir aus Qi und konnen niemals ohne es sein. Gleich den Fischen, die, umhullt von Wasser, bestandig ihre Flossen bewegen, um darin zu schwimmen, sind die Menschen umhullt vom Universum und bewegen unablassig ihre Nasenflugel, um einzuatmen. Die Menschen mussen sich daher immer auf dieses allumfassende und allgestaltende und umgestaltende Qi verlassen. Daher die alte Redewendung: ?Iss und der physische Korper wird befriedigt sein. Bewege Dich und alle umgestaltenden Prozesse werden harmonisch verlaufen.“

Im Allgemeinen sieht das Leben uns hetzen und abplacken, was unser Qi veranlasst wie ein galoppierendes Pferd dahin zu sturmen. In einem uberbeanspruchten Zustand wie diesem verliert sich viel nach ausen und wenig kommt hinein. Kommt von auserhalb keine Erganzung, dann wird unser Inneres zunehmend entleert und die Stunde des Todes ruckt vorzeitig nahe. Nur fortgeschrittene Praktiker befolgen den Weg des Himmels; meistere das himmlische Fliesen, steh ruhig und zentriert in der Umarmung des Shen, bringe jeden Atemzug hinunter zum Nabel und lebe folglich ein langes Leben in Harmonie mit Himmel und Erde.

Da das Menschenleben zwischen Himmel und Erde angesiedelt ist, lasst sich daher sagen, dass unsere korperliche Form zwar sehr augenscheinlich sein mag, aber es ist unser Qi, das zahlt und ewig dauert.

Aus: Chen Jiru, Seichte Kommentare zur Kunst das Leben zu nahren (Yangsheng Fuyu), Ming-Dynastie (15. Jahrhundert).

c Heiner Fruhauf
Ubersetzung ins Deutsche Markus Goeke, 2011

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